Geniessen Sie den Press Room Chair bei sich zu Hause, ein bequemer Sessel, geschaffen zum Lesen. Seine breiten Armlehnen helfen, grosse Zeitungen zu halten (halten wir sie, so lange es noch welche gibt) und die Armstützen unterstützen auch beim Lesen schwerer Bücher. Sein leichtes Drehen entspannt uns dabei. Viele sehen im Press Room Chair eine der vielen evolutionären Weiterentwicklungen des Rot-Blau-Stuhls, den Rietveld 1917 in einer Urfassung als bemerkenswert revolutionäres Sitzmöbel herstellte. Es lohnt sich etwas über die Entwicklungsgeschichte zu wissen.
Unter diesem Sessel fand sich, mit einem Augenzwinkern angebracht, die erste Strophe aus:
Der Aesthet von Christian Morgenstern:
Wenn ich sitze, will ich nicht
sitzen, wie mein Sitz-Fleisch möchte,
sondern wie mein Sitz-Geist sich,
sässe er, den Stuhl sich flöchte.
Gerrit Thomas Rietveld 1888-1964 wurde in der Möbelwerkstatt seines Vaters ausgebildet. Architektur-Wissen erarbeitete er sich autodidaktisch. Der junge Rietveld distanzierte sich von historistischer Architektur und von den schweren und voluminösen Möbeln des 19. Jahrhunderts. Seine Arbeit wurde stark geprägt von der ::De Stijl:: – Bewegung, deren Mitglied er war. Das Anliegen der Gruppe war es, sich vollständig von den Darstellungsgrundsätzen der traditionellen Kunst abzuwenden und eine neue, völlig abstrakte Formensprache zu erarbeiten, die mit wenigen elementaren Prinzipien der bildnerischen Gestaltung etwas Neues, Klares in die Welt setzt. Er begann mit revolutionären Entwürfen zu experimentieren. Darin strebte er nach räumlichen Begrenzungen, die aber gleichzeitig nach allen Seiten offen sein sollten. Nach der Auflösung der Gruppe von „De Stijl“ 1931 begann für Rietveld eine schwierige Zeit. Durch die Wirtschaftskrise und den Krieg wurde weniger gebaut. In dieser Periode entwarf Rietveld aber eine grosse Anzahl Möbel. In den fünfziger Jahren bekam Rietveld immer mehr prestigeträchtige Aufträge.
Menükarte vom 3. November 1958 Dinner zur Eröffnung des UNESCO-Gebäudes in Paris; darauf die Unterschriften aller beteiligten Architekten.
Gerrit Rietveld wurde 1957 von der Niederländischen Regierung gebeten, die Einrichtung des Presseraumes im neuen UNESCO Gebäude in Paris zu übernehmen. Kommunikation und Information war für die UNESCO wichtig. Die Journalisten und Presseleute erhielten ihren Bereich im Sockelgeschoss. Dieses ist durchsetzt mit statischen Bauteilen, schräg gestellten Wänden, Säulen etc. Rietveld stand vor einer nicht ganz einfach zu lösenden Aufgabe. In einer späteren Erklärung zu seinem Entwurf sagte Rietveld: “Um diesem Raum eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu geben, war es nebst einer guten Platzierung der Installationen wichtig, mit Farben und Linien zu jonglieren.” Zuerst überlegte er, dafür gute Maler anzustellen. Die Lösung war jedoch das Bodenlinoleum in Mustern zu verlegen, welche sich bis über die Arbeitstische erstreckten. Er entwarf diverse Schränke, Stühle und Tische, darunter auch ein Tisch mit beleuchteter Tischplatte und integrierter Weltkarte. Nach der Renovierung des Gebäudes in den achtziger Jahren wurde das Interieur des Presseraumes an den Niederländischen Reichsdienst für Kulturerbe übergeben.